Exkursion: Die mittellatènezeitliche Zentralsiedlung in Haselbach

27.08.2019

Wie im vergangenen Jahr war der Arbeitskreis Eisenzeit auch heuer dazu eingeladen, die Ausgrabung der mittellatènezeitlichen Zentralsiedlung auf der Flur "Im äußeren Urban" in Haselbach zu besuchen. Die von Prof. Mag. Dr. Peter Trebsche (Universität Innsbruck) mit Dr. Stephan Fichtl (Université de Strasbourg) geleitete Grabungskampagne fand heuer zum letzten Mal statt. Das Grabungsteam bestand aus Mitgliedern der Universität Innsbruck, der Université de Strasbourg sowie die Universität Wien.

Nach einer Zugfahrt nach Stockerau wurden wir netterweise von einem Bus der Uni Innsbruck zur Grabung gebracht, wo wir vom Grabungsleiter herzlich begrüßt wurden. Von Peter Trebsche bekamen wir eine ausführliche Führung über die heurige Grabungsfläche und wurden über die Erkenntnisse der letzten Jahre informiert.

Die diesjährige Grabung fand am Ostende der Siedlung statt, bei der es sich um eine mittelgroße Flachlandsiedlung handelt. Im geöffneten Bereich waren drei Grubenhäuser zu erkennen, inklusive einem neolithischen. An den anderen beiden Grubenhäusern wurde noch emsig gearbeitet. Das österreichische Team bediente sich der für uns gewohnten "single-layer" Methode, während das französische Team das Grubenhaus viertelte und die jeweils schräg gegenüberliegenden Sektoren stratigraphisch ausgrub. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, der direkte Vergleich wird auch in die Aufarbeitung einfließen und ausgewertet werden, auch mit dem Ziel, einen Leitfaden für künftige Grabungskampagnen anbieten zu können.

Interessant ist, dass die Siedlung nicht nur geplant angelegt, sondern offensichtlich auch eine genaue Parzellierung der Fläche vorgenommen wurde. Dies lässt sich daran erkennen, dass neue Grubenhäuser an der Stelle alter gebaut wurden. Wie auch die Jahre zuvor, so sollen auch 2019 verschiedenste Grabungs- und Analysemethoden Aufschluss über die Struktur sowie die Nutzung der einzelnen Bereiche der Siedlung geben. Tatsächlich haben die letzten Jahre gezeigt, dass es auffällige Konzentrationen unterschiedlicher Rohstoffe und Materialien in bestimmten Arealen der Siedlung gibt. Offensichtlich wurden Rohstoffe auch von weiter entfernten Gebieten importiert. Viele Proben und Analysen aus den Befunden und den Begehungszonen werden in der kommenden Zeit sicher weitere Erkenntnisse über die Siedlung bringen.

Richtung Osten war die Grabungsfläche noch um einige Meter, über den Siedlungsbereich hinaus, erweitert worden, da man auf der Suche nach einer Befestigung war, das Vorhaben verblieb jedoch ohne Ergebnisse. Scheinbar war Haselbach in der Eisenzeit nicht befestigt, auch Waffen konnten nicht geborgen werden.

Auch die Funde der diesjährigen Grabung wurden uns gezeigt. Besonders gefreut hat sich Peter Trebsche über einen länglichen Würfel, wie er in keltischen Siedlungen immer wieder, sogar mit flachen Kieselsteinen vergesellschaftet gefunden wird. Leider weiß man bis heute nicht, nach welchen Regeln dieses Spiel genau gespielt wurde. Wäre das nicht ein interessantes Forschungsprojekt für die Zukunft?

Bei den Tierknochen dürfte es sich laut Peter Trebsche um Schlachtabfälle handeln. Dass es den Bewohnern der Siedlung wirtschaftlich gesehen gut ging, beweist auch die Tatsache, dass die Essensabfälle an Hunde verfüttert wurden.

Die Frage, warum die Grabungskampagne in Haselbach nach 5 Jahren Arbeit nun endete, da noch lange nicht alles gegraben wurde, wurde damit beantwortet, dass es wichtig sei, im richtigen Moment den Schlussstrich zu ziehen, um mit der Aufarbeitung zu beginnen, da nur publizierte Ergebnisse die Archäologie als Wissenschaft weiterbringen.

Wir erwarten mit großer Vorfreude den kommenden Gesamtbericht und freuen uns auch bekanntgeben zu dürfen, dass Peter Trebsche am 28.11.2019 an unserem Institut einen Vortrag mit dem Titel: "Was Sie schon immer über Grubenhäuser wissen wollten: Latènezeitliche Architektur und ihre Nutzung am Beispiel des Siedlungszentrums von Haselbach (NÖ)" (genauere Informationen folgen) halten wird. Im Postcolloquium werden alle Interessierten sicherlich die Gelegenheit haben, noch mehr Informationen über die Grabungskampagnen zu erhalten.

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